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Michael Stoz

Berufswege von Innenarchitekten
Michael Stoz

So vielfältig wie die Menschen sind, die Innenarchitektur studieren, so vielfältig sind auch ihre Berufswege. In dieser Serie stellen wir verschiedene Spezialisierungen vor. In dieser Folge: ein Innenarchitekt, der nach Bürogründung auch noch Architekt wurde.

Autorin Katharina Feuer

Das Ziel war klar: „Ich will diese Mitarbeiterin in die Rente bringen“, erinnert sich Büroinhaber Michael Stoz. Spoiler: Es ist ihm gelungen. Das war nicht klar. Denn als der Innenarchitekt sein eigenes Unternehmen, die Partner AG, aus einem bestehenden Planungsbüro heraus gründete, war er jung, verfügte über nur wenige Jahre Berufserfahrung – aber viel Selbstvertrauen. Dazu später mehr. Hinzu kam, dass er mit dem Ansatz, den Menschen ins Zentrum der Gestaltungsplanung zu stellen, seiner Zeit voraus war.

Mehr als 60 Projekte zeitgleich

Es ist nun schon wieder drei Jahre her, dass die Kollegin, die mit Anfang 50 in seinem Büro den Neuanfang mit wagte, in Rente gegangen ist. Ein Stein sei ihm in diesem Moment vom Herzen gefallen. Die Verantwortung, die man als Vorstand für seine Mitarbeiter trägt, habe er in diesem Moment noch einmal sehr bewusst gespürt. Mittlerweile umfasst das Team 30 Personen, davon arbeiten etwa 20 Projektleiter an mehr als 60 Projekten zugleich.

Von Haus aus war nicht vorhersehbar, dass Michael Stoz diesen Weg gehen würde. Er könne froh sein, dass er nicht Möbelpacker geworden sei, lacht der 51-Jährige. Schon als Achtjähriger habe er gern sein Zimmer von rechts nach links und zurück umgestellt und sei schon damals neugierig gewesen – ein Wesenszug, der ihn heute noch gut umschreibt.

„Ich habe eine neue Leuchte oder ein Beistelltischchen angeschraubt, auch das Technische interessierte mich. Und ich habe meine Mama gefragt: Wer macht das beruflich? Das möchte ich irgendwann jeden Tag machen!“

Möbel von A nach B

Die Mama, selbst Sekretärin, sagte zum Glück nicht Möbelpacker oder Umzugshelfer – die räumen täglich Möbel von A nach B – sondern die Antwort lautete Innenarchitekt: „Und eigentlich ging es nicht ums Möbel rücken, sondern darum, etwas neu zu machen. Ich finde auch heute alles, was neu ist, spannend.“

Der Start nach dem Studium in Hildesheim war dann allerdings Mitte der Neunzigerjahre kein leichter. Die Baubranche dümpelte vor sich hin. „Ich hatte ein Einser-Diplom inklusive Preis. Damit habe ich mich zurück in Freiburg bei mindestens zehn bis zwölf Architekturbüros beworben. Die waren alle begeistert. Hatten aber alle keine Arbeit für mich“, erinnert sich Stoz. Er findet ein Büro, das zugleich auch Galerie ist. Kurze Zeit später wechselt der junge Innenarchitekt 1998 in den Schwarzwald zu einem Mittelständler, der mit Möbeln und Büroartikeln handelt. Ein Teil des Unternehmens ist die Planungsabteilung. Hier startet Michael Stoz durch. Ein Jahr später ist er bereits Leiter der Abteilung.

Er übernimmt gern Verantwortung, ist motiviert, hat viele Ideen, kein Privatleben und also viel Zeit. Schon damals habe er sich zwei Tage Homeoffice erbeten, da der Inhaber darauf bestand, dass man bereits halb acht am Arbeitsplatz zu sein habe.

Anfänge des Homeoffice

Im Alltag hieß das jede Woche, den kompletten Arbeitsplatz abbauen, den Röhrenbildschirm ins Auto hiefen, in Freiburg alles wieder aufbauen und verkabeln. Das war nicht optimal. Und etwas anderes nervte auf Dauer: „Es war schwierig, Kunden zu erklären, dass wir zwar zu einem Büroartikelmarkt gehören, aber dennoch als Innenarchitekten eine hochwertige, produktunabhängige Innenraumgestaltung und -planung liefern können.“ Michael Stoz blieb offen und ehrlich seinem Arbeitgeber gegenüber und kündigte an, nicht mehr lange zu bleiben. „Langfristig wollte ich selbstständig sein, zuvor noch in einem weiteren Büro Erfahrung sammeln. Ich hatte aber nichts Konkretes.“

Die Ehrlichkeit zahlt sich aus und das will er der jungen Generation mitgeben: „Seid offen und ehrlich im Umgang mit anderen Menschen, es lohnt sich.“ Er erhält die Chance, aus dem bestehenden Unternehmen heraus sein Büro Partner AG zu gründen, da sein Arbeitgeber schon über eine Ausgliederung nachgedacht hatte. Dieser erwirbt Anteile, genau wie Angestellte und sein Mitgründer. Die Vorteile liegen auf der Hand: Er kann Kunden, alle Mitarbeiter sowie das vorhandene Netzwerk mitnehmen.

„Wir hatten damals die Idee, dass sich die Kultur des Unternehmens, die Personalsituation und die Organisation in der Architektur widerspiegeln müssen. Damit waren wir allerdings unserer Zeit voraus.“ Michael Stoz hat keine Scheu vor neuen Dingen, großes Vertrauen in Menschen und in sich selbst. Das war sicherlich hilfreich: Es ist die Rushhour seines Lebens. Neben der Bürogründung kauft er eine Villa in Freiburg, heiratet und kurz darauf folgt das erste Kind. Heute sind es vier. Wann genau kommt er zur Ruhe? Zum Schlafen? Zur Erholung? „Ich hab mich früher schon schnell gelangweilt. Auch heute kann ich keine halbe Stunde rumsitzen. Ich brauche immer Action. Für manche Leute mag das stressig wirken.“

Wozu der Architektentitel?

Aber warum hat er trotz eines laufenden Büros und voller Auftragsbücher auch noch den Dipl.-Ing. in Architektur erworben. Wie? Wann? Innenarchitektur sei eher etwas Elitäres. Wer könne sich das schon leisten? Architektur hingegen hielte einen allgemein bürgerlichen Auftrag inne. Der Architekt gestaltet eine Umwelt, die alle sehen, die alle beeinflusst. Sein Büro bietet alles an: von Produktdesign bis hin zu städtebaulichen Projekten. „Diese Vielseitigkeit reizt mich!“ In seinen Augen ist es kontraproduktiv, die verschiedenen Disziplinen zu trennen. „Für mich hat der Innenraum noch nie an der Wand aufgehört. Eine Wand grenzt immer an einen Innen- und an einen Außenraum.“

Viele seiner Aufgaben waren bereits die eines Architekten. Als solcher trage man mehr Verantwortung. Eine schlechte Dämmung könne einen Millionenschaden zur Folge haben. Im Innenraum seien Fehler korrigierbarer. Auch entscheidend war, dass sich so mancher Architekt im Team ungern etwas von einem Innenarchitekten sagen lassen wollte. Standesdünkel! Michael Stoz hatte Glück: Bis vor wenigen Jahren konnte man unter gewissen Voraussetzungen den Titel des Architekten berufsbegleitend erwerben: „Umgangssprachlich nannte sich das Gesetz der Genieparagraf. Die Durchfallquote war hoch.“ Die Arbeit hat sich dadurch nicht geändert, aber er habe noch einmal viel gelernt.

Plant er selbst noch? „Mir fehlt das ungemein, mit einem Skizzenstift, ein paar Copic-Markern bei einem guten Glas Wein die Ideen am Küchentisch zu Papier zu bringen. Das passiert nur selten, nur in Ausnahmen wie kürzlich bei Freunden, für die ich einen Neubau entwarf.“ Langeweile wird ein Fremdwort bleiben für den Innenarchitekten, Vorstand, Architekten, Familienvater und Mitarbeiter-bei-Laune-Halter.


Foto:_Felix_Groteloh
Foto: Felix Groteloh

Michael Stoz

Innenarchitekt, Architekt, Unternehmer, Vorstand und vierfacher Familienvater: Michael Stoz (Jg. 1970) vereint viele Funktionen. Nach dem Studium der Innenarchitektur in Hildesheim (1992 bis 1997) startete der Diplomingenieur bei einem befreundeten Schreiner seine Berufslaufbahn. Wenige Jahre später folgte 2000 bereits die Gründung seines eigenen Büros Partner AG. Heute umfasst sein Team 30 Mitarbeitende, davon 20 Projektleiter.

www.partner-ag.de

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