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Nachhaltige Materialien im Ladenbau: Glas, Papier, Pilzmycel, Keramik

Nachhaltige Materialien im Ladenbau
In ist, was drin ist

Stationäre Läden behaupten sich besonders dann, wenn sie mit besonderer Rücksicht auf die Umwelt gestaltet sind. Ein Überblick über nachhaltige Materialien, die oftmals wiederverwertbar oder kompostierbar sind.

Vom Plastiktüten- bis zum Strohhalmverbot: Die Gesellschaft misst dem Thema Umweltfreundlichkeit einen immer höheren Stellenwert bei. Das beschleunigt, dass nachhaltige Materialien und offensichtlich wiederverwertete Werkstoffe Einzug in Läden halten. Sie entstehen aus Glas, Papier, Kunststoffen und mineralischen Ressourcen und lassen sich somit dem technischen Kreislauf zurechnen.

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Das amerikanische Unternehmen Coverings Etc fertigt Platten aus recyceltem Glas.
Foto: Coverings Etc

Recyclingplatten aus Glas und Kunststoff

Ein ansprechendes Beispiel sind Plattenmaterialien aus wiederverwertetem Glas von Coverings Etc aus den USA. Deutlich weiter verbreitet sind jedoch solche aus verpressten thermoplastischen Kunststoffen, etwa von Smile Plastic aus Südwales.

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Im Ladenbau werden Elemente aus sichtbar recyceltem Plastic immer beliebter.
Foto: Smile Plastics

Ecopixel aus Italien hat ein besonderes Verfahren entwickelt, um aus Verpackungsmaterialien bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen von nur 120 °C Sitzmöbel oder Formteile herzustellen. Außenbereichstaugliche Fliesen und Wandverkleidungen aus recyceltem PVC kommen von Pretty Plastic aus Amsterdam. Eine ganze Wand aus aufbereiteten Kunststoffsteinen ist auf der Open-Source-Plattform Precious Plastic zu sehen.

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Bauabfälle wie alte Glasfenster, Ziegelsteine, Fliesen und Betonreste verarbeiten Stone Cycling zu Zigelsteinen oder kleinformatigen Tafeln.
Foto: Stonecycling

Ziegel aus Fliesen, Beton und Keramik

Zur Gestaltung von Gastrobereichen hat Stonecycling aus Amsterdam ein besonderes Produktionsverfahren entwickelt. Bauabfälle wie alte Glasfenster, Ziegelsteine, Fliesen, Betonreste und ausgediente Toilettenschüsseln werden gesammelt, in Materialgruppen vorsortiert und zu feinem Pulver gemahlen. Je nach gewünschter Festigkeit und Optik mischt das Unternehmen die verschiedenen Komponenten und schmilzt sie zu festen Ziegelsteinen oder kleinformatigen Tafeln. Bei der Produktion der nachhaltigen Materialien wird auf jegliche chemikalische Bindemittel verzichtet und sogar ein Viertel der Energie gegenüber der traditionellen Herstellung eingespart. Passend zum Anwendungsort sind die „Wastebasedbricks“ nach Lebensmitteln wie Black Pepper, Pistacchio, Orange oder Nougat benannt.

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Mit ihrem Unternehmen Criaterra hat Adital Ela aus Tel Aviv mehrere nachhaltige Materialien entwickelt.
Foto: Amit Gosher

Nachhaltige Materialien mit geringem Fussabdruck

Mit ihrem Unternehmen Criaterra hat Adital Ela aus Tel Aviv eine ganze Bandbreite öko-innovativer Materialien für den Innenausbau entwickelt. Dazu zählen Kacheln, die eine mit Beton vergleichbare Festigkeit besitzen und sechsmal wärmebeständiger sind. Dennoch hinterlassen sie im Vergleich nur 5 % des ökologischen Fußabdrucks. Sie bestehen vollständig aus natürlichen Ressourcen und können dem biologischen Kreislauf zugeführt werden.

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Die Honext-Platten kommen im Gegensatz zu klassischen Holzwerkstoffen ohne synthetische Harze aus. Enzyme sorgen für die Festigkeit.
Foto: Honext

Wiederverwertbarer Holzwerkstoff

Obwohl in ihnen Abfälle der Holzindustrie recycelt werden, sind Holzfasermaterialien im Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft keine Option für Innenausbauten. Denn die Fasern werden meist mit petrochemischen Harzsystemen gebunden und können nach der Verwendung selten wiederverwertet werden.

Eine Alternative kommt von Honext aus Barcelona. Das Start-up entwickelte ein enzymatisches Verfahren zur Erzeugung fester Bindung zwischen Altpapier-Zellulosefasern. Dabei kommen solche zum Einsatz, die bereits mehrfach aufbereitet wurden und für eine erneute Verarbeitung zu kurz sind. Eigentlich müssten sie deponiert oder verbrannt werden. Mithilfe von Wasser und Enzymen verbinden sie sich jedoch ganz ohne synthetische Harze zu einem robusten Plattenmaterial, das sich zur Verkleidung von Wänden und zum Innenausbau eignet.

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Die Akustikabsorber aus Pilzmycel können im Wohnraum, in Läden oder in Büros eingesetzt werden.
Foto: Mogu

Akustikmodule aus Pilzmycel

Im Retailbereich führen große Fensterflächen und schallharte Oberflächen zu einer herausfordernden Akustik. In den meisten auf dem Markt erhältlichen Schallabsorbern sind konventionelle Schaumstoffe integriert. Es gibt jedoch Alternativen aus natürlichen Rohstoffen.

Zunehmend etabliert sich Pilzmycel als Bindemittel für natürliche Reststoffe. Innerhalb von drei bis fünf Tagen wächst das nachhaltige Material in eine tiefgezogene Kunststoffform hinein und erschafft einen festen Verbund. Es entstehen akustisch wirksame Module, die sich nach der Nutzung dem biologischen Kreislauf zuführen lassen. Gerade entsteht eine neue Branche pilzbasierter Herstellungsprozesse. Beispielsweise sind Ecovative Design aus den USA, Grown aus den Niederlanden, Mogu aus Italien und Biohm aus England neu am Markt. Im Ladenbau gilt also einmal mehr: In ist, was drin ist.


Dr. Sascha Peters

Kolumnist

ist Geschäftsführer der Zukunftsagentur Haute Innovation in Berlin. Mit seiner Expertise als Innovationsberater, Autor und Produktentwickler zählt er zu den renommierten Material- und Technologieexperten in Europa.


Weitere Impulse zum Thema Nachhaltigkeit finden Sie auf unserer Themenseite:

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