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Heilende Wände

Krebszentrum von Ark-Shelter in Knokke/BE
Heilende Wände

Mit einer Krebsdiagnose ändert sich das Leben der Betroffenen schlagartig – und die Bedürfnisse werden andere. Im Auftrag des AZ Zeno Krankenhaus haben die Architekten von Ark-Shelter im belgischen Knokke ein Zentrum geplant und errichtet, das mit seinen Räumen zu Wohlbefinden und sogar Heilung beiträgt.

Autorin Ute Laatz

Als Maggie Keswick Jencks ihre Diagnose erhielt, beschrieb sie die Nachricht als einen Schlag in den Magen. Die Frau des Architekturhistorikers Charles Jencks durchlebte die verschiedenen Phasen ihrer Krebserkrankung, sie erfuhr Besserung und Rückfall. Aus ihren eigenen Erfahrungen entwickelte die 1995 Verstorbene einen Ansatz, wie Erkrankte Unterstützung jenseits der medizinischen Behandlung durch ein positives Umfeld erhalten können.

Ihre Stiftung Maggie‘s erarbeitete dazu einen architektonischen Leitfaden, nach dem nun das 21., von ihr inspirierte Krebszentrum an der belgischen Nordseeküste entstanden ist.

Hin zur Gesundheit

Den Auftrag erhielt das Atelier für modulare Gebäude, Ark-Shelter. Seine Gründer, Martin Mikovčák und Michiel De Backer, holten zudem Martins Bruder mit an Bord, ihren langjährigen Partner Viktor Mikovčák. Für das Ziel, „hirngesunde Räume“ zu schaffen komplettierte schließlich der neurowissenschaftliche Berater Menno Cramer das Architektenteam.

„Unser Konzept basiert auf der Maßgabe, User Experience (UX)-Prinzipien auf den Designprozess anzuwenden, um einen einladenden Raum – wir nennen ihn das warme Nest – zu kreieren. Er soll weder aufdringlich noch invasiv sein“, erläutert der Wissenschaftler die Herausforderung, all die verschiedenen emotionalen Berührungspunkte für die Patienten und ihre Angehörigen gewissermaßen in Stein zu meißeln.

Der Schwerpunkt liegt auf ruhigen Begegnungen, Zeit zum Nachdenken, Entspannen, Kraft schöpfen, Zusammensein mit geliebten Menschen, um so den Weg zur Genesung in Ruhe antreten zu können.

Ark-Shelter schuf ein Haus wie ein Nest

So impliziert schon das Betreten des Gebäudes den Gedanken, Geborgenheit zu spenden. Eine sanfte Rampe führt in das Zentrum, die Eingangstür ist windgeschützt von der Fassade zurückgesetzt. Damit wollten die Planer einen sicheren Eintritt gewährleisten und den Eindruck eines Krankenhauses vermeiden.

Das gesamte Konstrukt ist mit seiner Holzfassade auf der einen, und der gläsernen Transparenz auf der anderen Seite von der Natur durchdrungen. Fast jeder Sitzplatz hat einen direkten Sichtkontakt nach draußen. Die Fenster im oberen Bereich erzeugen eine Atmosphäre luftiger Helligkeit. Zugleich sorgen sie für genügend Privatsphäre. Überall finden sich Zonen, wo Menschen sich begegnen und austauschen können. Genauso gibt es aber intime Rückzugsorte, die mit ihrer klaren Abgrenzung den Wunsch nach ungestörtem Alleinsein vermitteln – ohne dabei abweisend zu erscheinen.

„Es gibt aber eigentlich nie das Ausschließliche. Nehmen wir das Kaminzimmer. Flexible Sitzgelegenheiten für gemütliche Zusammenkünfte von Einzelpersonen bis hin zu Gruppen von acht Personen finden in diesem Raum problemlos Platz. Jeder kann den Ort auf seine Weise jederzeit nutzen“, erläutert Architekt Michiel De Backer.

Herzstück Esszimmer

Genau wie das Esszimmer, das von den Planern als Herzstück angedacht ist. „Das ist der Bereich mit dem meisten Licht im Haus, der einen einladenden Platz zum Zusammenkommen bietet. Mit Sonne und Schatten, Ausblicken nach draußen oder in den gemütlichen Innenhof. Geschützt und doch nicht abgeschlossen“, schwärmt De Backer für den mit hellem Holz ausgekleideten, von bodentiefen Fenstern umgebenen Erdgeschossraum.

Individuelle Stimmungsfelder

Im Anschluss befindet sich neben dem Büro ein rollstuhlgerechtes Therapiezimmer. Es folgt wie alle anderen Behandlungsräume der Designsprache der Begegnungsflächen. Somit entsteht keine konventionell klinische Anmutung.

Die Außenbereiche sind wie selbstverständlich in das Architekturkonzept eingebunden. So bietet das Atrium ein heiteres und ruhiges Stück Natur mit üppigem Grün und Schutz vor Wind. „Das durch das Oberlicht fallende Tageslicht beeinflusst die Stimmung im Laufe des Tages und der Jahreszeiten. Die Reflexion auf dem Holz schafft ein Lichtspiel von wärmenden Farben bis zu hellen Flecken, Dadurch erzeugt es eine optische wie tatsächliche Wohlfühltemperatur. Eine Therapie unter dem Himmel, alle auf einer Reise unter derselben Sonne, um von einem Lichtstrahl getröstet und umarmt zu werden“, erläutert Menno Cramer den therapeutischen Ansatz – ganz im Sinne der Initiatorin Maggie Keswick Jencks.

Fakten:
Projekt:
Krebszentrum
Standort: Kalvekeetdijk 260, 8300 Knokke-Heist, Belgien

Bauherr: AZ Zeno Campus, Knokke-Heist
Architektur: Ark-Shelter/Archekta
Fertigstellung: 2021
Bebaute Fläche: 251 m²
Brutto-Geschossfläche: 337 m²
Netto-Geschossfläche: 290 m²
Grundstücksgröße: 650 m²
Kosten: 750 000 €
Werkstoffe/Materialien (Auswahl): Innenverkleidung: Fichte-Bioplatte und Bleichtechnik; Außenfassade: Thermoholz; Einbaumöbel: lackierte Eiche mit beigefarbenem Finish; Dach: PVC-Abdeckung von Fatrafol, TPO-Dachfolie ‚Flagon‘ von Novadach; Skelett: kreuzweise verleimte Holzrahmenkonstruktion, patentiert vom Unternehmen Ark-Shelter; Holz von Kloboucká lesní, Fundamente von Filip DE Backer Grond Funderingswerken; Isolierung von Rockwool, Schalter und Dübel von Niko, Scharniere, Möbelelemente und Beschläge von TWD, Möbel von Prostoria

Die Architekten Martin Mikovčák und Michiel De Backer begannen ihre Zusammenarbeit an der Fakultät für Architektur der KU Leuven in Gent. Im Jahr 2015 gründeten sie gemeinsam das Atelier Ark-Shelter sowie eine Werkstatt für modulare Gebäude. Martins Bruder Viktor arbeitet abwechselnd mit Ark-Shelter und in seinem eigenen Atelier Archekta. Heute entwerfen und realisieren die drei mit dem Ark-Shelter-Baukastensystem verschiedene Gebäude für unterschiedliche Zwecke.

Die Gründer von Ark-Shelter: Martin Mikovčák (links) und Michiel De Backer.
Foto: Ark-Shelter

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